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Wir wollen ein friedliches Zeichen gegen Hass und Hetze setzen
Drei Fragen an die Essener Superintendentin Marion Greve
Anlässlich des AfD-Bundesparteitag am 29. Juni in der Essener Grugahalle sind zahlreiche Gegendemonstrationen und Aktionen angekündigt. Gemeinsam mit anderen Bündnissen ruft die „Essener Allianz für Weltoffenheit“ – darunter der Kirchenkreis Essen – zu einer großen Versammlung mit Markt der Möglichkeiten, Redebeiträgen und Musikprogramm auf. Dazu hat sich unter anderem die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, angesagt. Die Essener Superintendentin Marion Greve betont im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), jeder und jede sei heute gefordert, für die Menschenwürde Gesicht zu zeigen.
EPD: DIE EVANGELISCHE KIRCHE IN ESSEN BETEILIGT SICH AM 29. JUNI AN DER GROSSKUNDGEBUNG GEGEN DEN AFD-BUNDESPARTEITAG. WAS HAT DIE KIRCHE GEGEN DIE AFD?
Greve: Die Wahrung und Verteidigung der Würde aller Menschen, die in unserem Land leben, der Einsatz für eine tolerante Gesellschaft und der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen sind seit jeher besonders wichtige Ziele unserer kirchlichen Arbeit. Dazu gehören gerade hier in Essen unser starkes Engagement für Geflüchtete, für Menschen mit Behinderungen und ganz allgemein für Benachteiligte, aber auch für den Klima- und Umweltschutz.
Mit großer Sorge nehme ich deshalb öffentliche Äußerungen von AfD-Politikerinnen und -Politikern wahr, die Bevölkerungsgruppen pauschal stigmatisieren, ihnen das Recht auf Gleichbehandlung und volle gesellschaftliche Teilhabe absprechen und den von Menschen gemachten Klimawandel leugnen. Diese Aussagen widersprechen unserem christlichen Menschenbild.
EPD: WIE WIRD DER PROTEST AUSSEHEN?
Greve: Als Teil der Essener Allianz für Weltoffenheit, gemeinsam mit der Stadt Essen und den beiden Initiativen „Essen stellt sich quer“ und „Aufstehen gegen Rassismus“ planen wir für den 29. Juni ein großes Fest für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde auf dem Messeparkplatz P2 in Rüttenscheid. Wir starten um 13 Uhr mit einem Markt der Möglichkeiten, zu dem sich über 60 Organisationen angemeldet haben. Sie repräsentieren eine große zivilgesellschaftliche Bandbreite und Meinungsvielfalt. Ab 14 Uhr folgen auf der großen Bühne kurze Talkrunden zu verschiedenen Themenbereichen.
Besonders freue ich mich darüber, dass wir die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, für das Thema „Gesellschaftliche Teilhabe“ gewinnen konnten. Um 17 Uhr lassen wir die Kundgebung mit einem Open-Air-Konzert ausklingen.
EPD: WEN WOLLEN SIE MIT DER VERANSTALTUNG ANSPRECHEN?
Greve: Wir wollen gemeinsam mit allen Menschen guten Willens ein friedliches Zeichen gegen Hass und Hetze setzen. Teilnehmende, die Lust auf gewalttätige Proteste haben oder den Parteitag der AfD - mit welchen Mitteln auch immer - verhindern wollen, sind nicht willkommen.
Natürlich ist eine Kundgebung, auch mit vielen Teilnehmenden, zunächst nur ein Symbol - aber ein wichtiges! Es dient der Vergewisserung nach innen und außen: Beim Engagement für Demokratie, Toleranz und Teilhabe darf niemand von uns abseitsstehen. Jeder und jede ist heute gefordert, für die Menschenwürde Gesicht zu zeigen - ob in der Familie oder in der Nachbarschaft, in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis - oder eben am 29. Juni auf dem Messeparkplatz P2.
epd-Gespräch: Esther Soth
Titelfoto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth