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Erinnern. Gedenken. Handeln.

Gedenkveranstaltungen erinnern an die Reichspogromnacht 1938

Am 8., 9. und 10. November erinnern in Essen mehrere Gedenkveranstaltungen mit kirchlicher Beteiligung an die Gräueltaten der Reichspogromnacht im nationalsozialistischen Deutschland und die vielen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ihr zum Opfer fielen.

STADTMITTE/ACK ESSEN: GEDENKGOTTESDIENST

In einem Ökumenischen Gedenkgottesdienst am Sonntag, 10. November, um 17.30 Uhr in der alt-katholischen Friedenskirche, Bernestraße 1, erinnert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Essen (ACK Essen) an die menschenverachtenden Gräueltaten, die sich während der Reichspogromnacht auch in Essen ereigneten. Der Gottesdienst steht unter dem Thema „Hat Gott sein Volk verstoßen? Keineswegs!“ (Römer 11,1).

Die liturgische Gestaltung übernehmen Elvira Neumann (römisch-katholisch), Joachim Küssner (evangelisch), Timo Meyer (evangelisch-freikirchlich) und Fritz Pahlke (evangelisch, Vorsitzender der ACK Essen); die Predigt hält Dr. habil. Frank Ewerszumrode (alt-katholisch).

„Der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) ist es ein hohes Anliegen, jährlich zum 9. November an die Gräueltaten der Reichspogromnacht zu erinnern, der vielen jüdischen Opfer zu gedenken und in einer Andacht Trost, Hoffnung, Mut und Zuversicht zu verbreiten“, heißt es dazu. Im Anschluss wird dazu eingeladen, gemeinsam die städtische Gedenkveranstaltung in der Alten Synagoge Essen zu besuchen (Beginn: 19 Uhr).

Die ACK Essen wurde 1975 gegründet und ist ein Zusammenschluss von mittlerweile zehn christlichen Konfessionen und Denominationen (Internet: ack-essen.de).

ALTENESSEN-KARNAP: GEDENKKONZERT

„Klezmer, Jazz und mehr“ stehen auf dem Programm eines Konzertes, zu dem die Evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap am Samstag, 9. November, um 20 Uhr in die Alte Kirche an der Altenessener Straße 423 einlädt. Moritz Micha (Gitarre), Léon Koll (Saxophon) und Jonas Pfeiffer (Schlagzeug) studieren an der Folkwang Universität der Künste und präsentieren an diesem Abend Stücke, die die musikalische Tradition des Klezmer aus dem osteuropäischen Judentum aufnehmen und mit heutiger Musik verbinden.

In der Begrüßung weisen Organist David Holz und Pfarrerin Ellen Kiener auf die Stolpersteinen gegenüber der Alten Kirche hin, die an die jüdische Familie Löwenstein erinnern. Ihre wirtschaftliche Existenz wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört. Ihr Leben wurde 1942 in Izbica und Theresienstadt vernichtet.

Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 7 Euro; Karten sind im Vorverkauf im Weltladen Alte Kirche, Telefon 0201 8378988, sowie an der Abendkasse erhältlich.

DELLWIG-FRINTROP-GERSCHEDE: GEDENKKONZERT

Dem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht ist ein Konzert des Ensembles Valoroso gewidmet, das am Samstag, 9. November, um 16 Uhr in der Friedenskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede, Schilfstraße 6, beginnt. Auf dem Programm stehen Lieder und Musikstücke zwischen Folk und Chanson, die ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und die Bewahrung der Menschenwürde setzen.

„Wir sind uns der historischen Bedeutung dieses Tages bewusst“, erklären die Musiker. „Unser Auftritt ist dem Tag und der Nacht gewidmet, in denen die Synagogen brannten und schweres Unrecht begangen wurde. Gerade in unserer Zeit ist diese Erinnerung wichtig.“ Der Eintritt ist frei; eine Spende ist willkommen.

KETTWIG: ABEND DES GEDENKENS

An die Opfer der Reichspogromnacht im nationalsozialistischen Deutschland erinnert ein „Abend des Gedenkens“, den die Evangelische Kirchengemeinde Kettwig, die Katholische Gemeinde St. Peter, die Freie Evangelische Gemeinde und die Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Kettwig am Samstag, 9. November, um 19.30 Uhr in der Kirche am Markt, Hauptstraße 83, veranstalten.

KRAY: GEDENKVERANSTALTUNG

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnern religiöse Gemeinden und kulturelle Institutionen, die sich zum „Runden Tisch Essen-Kray“ zusammengeschlossen haben – darunter auch die Evangelische Kirchengemeinde Essen-Kray und die Katholische Pfarrgemeinde St. Barbara – am Samstag, 9. November, an die Opfer der Reichspogromnacht im nationalsozialistischen Deutschland. Treffpunkt ist um 16 Uhr die Plakette „Engel der Kulturen“ auf dem Krayer Markt.

STEELE: GEDENKVERANSTALTUNG

Zu einer Gedenkveranstaltung laden drei weiterführende Steeler Schulen und der „Runde Tisch Essen-Steele“ am Freitag, 8. November, um 16 Uhr auf die große Bühne auf dem Kaiser-Otto-Platz ein. „Am 9. November 1938 wurden von den Nazis jüdische Gotteshäuser in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und zerstört und jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen verfolgt und ermordet. Auch heute leben jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland wieder in Angst“, heißt es dazu. „Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass alle Menschen in unserem Land ohne Angst miteinander leben können.“

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung erfolgt ein Gang zum Ort der ehemaligen Steeler Synagoge am Isinger Tor, wo Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet werden. Der „Runde Tisch Essen-Steele“ ist ein Zusammenschluss von über 25 kirchlichen, politischen, wirtschaftlich und kulturellen Institutionen, dem auch die Evangelische Kirchengemeinde Königssteele und die Katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius angehören.

HINTERGRUND: REICHSPOGROMNACHT 1938

Am Abend des 9. November 1938 und auch am Folgetag steckten SA- und SS-Trupps in Deutschland 1.200 Synagogen an; in Essen wurden die heutige Alte Synagoge sowie die Synagogen und Gebetssäle in Steele, Werden und Kettwig und das jüdische Jugendheim verwüstet. Überall wurden jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger geschlagen, verhaftet, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet, ihre Geschäfte geplündert, Wohnungen zerstört und Friedhöfe geschändet. Eine aufgebrachte Menschenmenge stimmte den Gräueltaten der NS-Schergen in dieser Nacht jubelnd und johlend zu. Andere wieder nahmen das Geschehen schweigend, gleichgültig oder hilflos hin.

In der sogenannten Reichspogromnacht kam ein beispielloser, vom nationalsozialistischen Staat getragener und von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützter Antisemitismus zum Ausdruck, dem bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Millionen europäischer Juden zum Opfer fallen sollten.

Unser Titelbild zeigt Zuschauer vor der brennenden Essener Synagoge, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November in Brand gesteckt wurde. Foto: Stadtbildstelle der Stadt Essen.

 

 

 

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